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Der Aberglauben
von Daniele Friedrich D'Anna
Aberglauben 2So wie in jedem europäischen Land, gibt es natürlich auch in Italien den Aberglauben. Ganz besonders gepflegt wird er in der neapoletanischen Kultur, wo geradezu das tägliche Leben von dem Glauben an den Aberglauben beeinflusst wird.

Die unterschiedlichen Arten von Aberglauben sind zahlreich und unendlich sind die Schattierungen, die mitunter auch schon unterschiedlich sind. Manchmal sieht man die Unterschiede schon von Stadtviertel zu Stadtviertel, gelegentlich auch von Familie zu Familie.

Man kann den Aberglauben in zwei Gruppen teilen: Die einen bringen Glück und die anderen, was zu vermeiden wäre, bringen eben Unglück.

In einigen Fällen lässt sich ihr Ursprung leicht erklären, in anderen muss man auf Altüberliefertes zurückgreifen und manchmal kann man die „sicheren Methoden“ herausfinden, um den sogenannten bösen Blick, „il malocchio“ zu vertreiben.

In diesem Artikel werden einige der gebräuchlichsten Aberglauben aufgeführt. Sie werden nach Wichtigkeit oder Zugehörigkeit eingeordnet. In einigen Fällen erklären Zufügungen wie man das Glück herausfordert, in anderen wie man das Unglück vermeiden kann.

Eine der bekanntesten und weit verbreitesten Traditionen betrifft das Unglück, das auf diejenigen fällt, die es „wagen“, unter einer Leiter durchzulaufen. Es ist nicht schwierig zu erklären, warum es Unglück bringen soll, wenn man sich vorstellt, dass derjenige, der die Leiter benutzt, sich unterschiedlichste Werkzeuge, Farbeimer und dergleichen mit hinauf bringt. Nicht immer ist alles sicher befestigt. Wie leicht kann der unvorsichtige Passant von einem dieser Objekte, die unglücklicherweise herunterfallen, getroffen werden.

Ein weiterer wichtiger Punkt auf der Liste der gefährlichen Unglücke stellt das versehentliche Verschütten von Salz dar. Um in der Zukunft nicht von schrecklichen Dingen heimgesucht zu werden, wird es wichtig sein, etwas von dem verschütteten Salz aufzusammeln und es mit der rechten Hand über die linke Schulter zu werfen. Der Ursprung dieses Aberglaubens ist auf einige Jahrhunderte zurückzuführen, als das Salz noch sehr kostbar und es undenkbar war, auch nur geringe Mengen zu verschütten. Das Gleiche gilt für versehentlich verschüttetes Öl, auch wenn man sich hier vorstellen kann, dass man leicht darauf ausrutschen kann. Um das zu vermeiden, muss man darauf sofort Salz streuen (zum Aufsaugen).

Die Angst vor dem Unglück ist manchmal auch komisch wie die beim Leichenwagen: Wer vor dem leeren Leichenwagen vorübergeht, wird von dem Unglück verfolgt werden (vielleicht steht er gerade für Sie bereit). Während ein Leichenwagen mit einem Toten bringt Glück und ein gläubiger Katholik wird sich bekreuzen und ein Totengebet sprechen.

Die gleiche Zweideutigkeit gibt es beim Buckligen: im Neapolitanischen wird er „o’ scartellato“ genannt. Handelt es sich um einen Mann, bringt er Glück, besonders wenn Sie seinen Buckel streicheln; handelt es sich um eine Frau, so bringt sie ganz gegensätzlich besonders viel Unglück.

Ein ziemlich gewöhnlicher Aberglauben auch in vielen anderen Ländern ist das Zerbrechen eines Spiegels (7 Jahre Unglück) und das Öffnen eines Regenschirmes innerhalb eines geschlossenen Raumes (wenn man bedenkt, wie umständlich das Öffnen eines Regenschirms ist).

Weit bekannt ist die „Unglückszahl“ 17. Während in den meisten Ländern der Welt die Nummer 13 die Unglückszahl bedeutet, hat sich Italien für die Nummer 17 entschieden. Eigenartig bleibt die Tatsache, dass für einige Neapolitaner, nachdem die Fussballmannschaft von Neapel auch den UEFA-CUP in den 90igern (mit Diego Armando Maradona) gewonnen hatte, genau am 17. des Monats, wurde diese Zahl in einen Glücksbringer umgeformt.

Wie schon vorher gesagt, erreicht die Angst vor dem Unglück, besonders in Neapel, die unterschiedlichsten Eigenschaften und manchmal wird sie absurd. Nur weil vielleicht ein Mensch ein wenig anders ist wie z.B. die Haarfarbe rot, so ist er zu vermeiden.

Ein letztes Argument was das Unglück angeht, finden wir im Bereich des Todes: man darf nicht den Hut auf dem Bett ablegen, da man das nur dann tun darf, wenn es sich tatsächlich um den Hut des Toten handelte. In einigen südlichen Bereichen von Kampanien bereiten die geraden Zahlen Sorgen, da in einem Totenraum die Anzahl der Kerzen einer geraden Zahl entsprechen muss.

Am Ende muss man immer aufpassen, um ja nicht in eine der oben angegebenen „Gefahren“ zu geraten. Zur Sicherheit raten wir Ihnen den kostbaren Rat der Neapolitaner zu befolgen: „Per tagliare le malelingue basta portare al collo le forbici (che le tagliano)“. Um sich vor böse Worte zu schützen (böse Zungen), tragen Sie eine kleine Schere an der Halskette, um die bösen Zungen abzuschneiden. Und um sich vor dem bösen Blick zu schützen, rät man Ihnen, etwas Salz vor dem Hauseingang zu verstreuen. Ein weit verbreiteter Gebrauch auch in anderen Kulturen. Zuletzt ein Rat, etwas was so gegen alles Unglück immer hilft, tragen sie das kleine rote Hörnchen (cornettiello) am Hals oder als Schlüsselanhänger oder im Auto am inneren Rückspiegel. Es handelt sich um eine kleine rote Pfefferschote, die aus unterschiedlichsten Materialien, vom Plastik bis zur Koralle, hergestellt wird und praktisch an jeder Ecke in Neapel verkauft wird.

Ich hoffe, dass Ihnen dieser Artikel eine Hilfe sein wird und Ihr Interesse geweckt hat. Ich wünsche Ihnen ein herzliches „in bocca al lupo“ , worauf Sie antworten „crepi il lupo“. Im Deutschen sagen wir: Ich wünsche Ihnen Hals und Beinbruch.
20/5/2006