Fahren Wir nach... Anacapri
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Anacapri: schön, leise, . . . weitab des mondänen Lebens
Anacapri ist der westliche Teil der Insel des Tiberius. Seit Jahrhunderten liegt sie im Gegensatz zu Capri. Dieses Städtchen hat sich auf einer Ebene am Fusse des monte Solaro entwickelt. Ein lieblicher Ferienort, der schon im 19. Jahrhundert von Schriftstellern, Dichtern und Intellektuellen bevorzugt wurde. Sie waren alle auf der Suche nach Frieden und unverdorbener Natur ebenso wie schon in der Beschreibung der ersten Reisenden. Sie beschrieben diesen Ort als einen von Leuten bewohnt, die friedlich und ausgeglichen sind, ganz im Gegensatz zu denen von Capri, die damals als eher „bösartig und betrügerisch“ beschrieben wurden durch den Verkehr mit Händlern und Verkäufern vom Festland.
In der Vergangenheit konnte man Anacapri vom Hafen von Marina Grande nur über die Phönizier-Treppe aus erreichen. Über steile und hohe in den Fels gehauene Stufen, senkrecht über dem Meer, fast 300 Meter lang bis zum Tor der Differencia erreichen Sie den antiken Eingang zum Städtchen.
Seit 1877 gibt es eine befahrbare Strasse, die sich in Serpentinen durch hervorstehende Felswände hinaufwindet und den Blick freigibt auf den herrlichen Golf von Neapel, auf die Halbinsel Sorrent und die Galli und auf den Golf von Salerno.
Anacapri ist es wert, nicht nur eilig in einem Tag, sondern ausführlich und in aller Ruhe besichtigt zu werden. Es ist still und gastfreundlich mit seinen kleinen weissen Häusern, den engen schattigen Strassen, den kleinen Boutiquen, den kleinen Handwerksläden, den monumentalen Kirchen, den Villen, den Naturwegen, den Wegstrecken architektonischen und auch archeologischen Interesses, mit seiner Parfumproduktion und seiner Herstellung von ortsüblichen Likören.
Seit 1923 feiert man die Settembrata, das Fest der Weinlese und auch des Wiedersehens seitens der Feriengäste und der Anacapreser im darauffolgenden Sommer mit Umzügen von Karren und mit folkloristischen Kostümen, mit gastronomischen Banketten und mit Musik- und Tanzvorstellungen.
Von Marina Grande und auch von Capri erreichen Sie in höchstens einer Viertelstunde mit einer Taxe oder einem kleinem Öko-Bus Piazza della Vittoria, in der Nähe des antiken Eingangstors, dass von den Bewohnern 1493 gegen die Capreser gebaut wurde, um sich gegen die dortige Pest zu schützen. Von hier aus können Sie mit dem Sessellift einen Ausflug auf den monte Solaro machen, einen Spaziergang in die Fussgängerzone des Ortes unternehmen oder sich zur Villa San Michele, der Axel-Munthe-Gründung, benannt nach dem gleichnamigen schwedischen Arzt, begeben. Von Piazza della Vittoria benötigen Sie nur wenige Minuten, um zu diesem schönen weissen Haus, umgeben von einem wunderschönen Garten mit atemberaubenden Ausblick, zu gelangen. Die Besichtigung ist gebührenpflichtig. Innen wurden die Einrichtung aus dem 17. Jahrhundert, zahlreiche Gegenstände und Räume der römischen Villa, auf der die heutige Villa aufgebaut wurde, aufbewahrt.
Sie können aber auch einen Maultierpfad wählen, der hinauf zu den eindrucksvollen Ruinen des Castello di Barbarossa führt.Die Burg bekam ihren Namen von dem Admiral der türkischen Flotte, die 1535 die Insel hinauf stieg und die Burg einnahm. Nach Amedeo Maiuri das einzige byzantinische Zeugnis der Insel. Auf dem Rückweg können Sie die Gelegenheit wahrnehmen und sich in einem der vielen kleinen Lokale zwischen farbigen Destilliergeräten ausruhen. Geniessen Sie den berühmten limoncello von Capri, Babà und andere Köstlichkeiten mit Zitronenaroma.
Mitten in der Altstadt ist die piazzetta Diaz ein wirklicher Mittelpunkt: die Kirche Santa Sofia mit ihrem Fussboden in cotto, den gemauerten Bänken in weiss, gelb, blau oder grün, der Kirchturm mit den drei Uhren, die man nur aus einer bestimmten Perspektive erkennt, die Pizzeria Materita auf der einen Seite und die Gästestube Mamma Giovanna auf der anderen Seite. Auch eindrucksvoll ist die piazzetta mit dem Turmhaus in pompeianisch-roter Farbe, mit verzierten Dächern, mit Steintafeln, mit seinen durch spiralförmigen Säulen geteilten Fenstern, die unregelmässig die Aussenwände beleben. Dieses Haus wurde im vorigen Jahrhundert von dem Amerikaner Mac Kowen gebaut. Dabei baute er einen wichtigen Turm aus dem 17. Jahrhundert mit ein. In diesem Turm sperrten die Männer von Anacapri ihre Frauen ein, um sie während ihrer langen Abwesenheit vor den Männern von Capri zu schützen. Eigenartig ist das Seitentor, auf dem „Apragopolis“ in griechischen Buchstaben geschrieben steht. Das bedeutet „Stadt des süssen Nichtstuns“. Angeblich nannte der römische Kaiser Augustus die Insel so.
In der Nähe weist ein Keramikschild zu der piazzetta San Nicola. Dort finden wir in der Kirche San Michele den berühmten achteckigen Boden mit handbemalten Keramikfliesen. Er zeigt eine Darstellung der Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies. Der Abruzzeser Leonardo Chiaiese hat dieses Gemälde nach wahrscheinlich einer Vorlage von Solimeno realisiert. Um diese Arbeit in majolica bei der Besichtigung nicht zu zerstören, wurde ein Holzsteg darum gebaut. Sie können das Werk auch von oben vom Chor aus betrachten. Sehr schön sind die sechs kleinen Altäre, jeweils in einer kleinen Absis. Sie sind mit Blumenmustern und Marmorimitationen handbemalt.
Für eine zusammenfassende Übersicht besuchen Sie doch „Capri in miniatura“, eine Erfindung von Sergio Rubino. Eine masstabsgetreue Nachahmung der Insel mit seinen wichtigsten Monumenten und Naturschönheiten. Inmitten einer riesigen Terrasse befindet sich eingefasst Wasser, dass das Meer darstellen soll und darin ein Kalkfelsen von einer Grösse 18 mal 9 Meter mit den Umrissen von Capri. Darauf sind an richtiger Stelle die 53 wichtigsten und bedeutendsten Bauwerke aus Keramik in Modellform positioniert. Selbst die Vegetation ist naturgetreu nachgeahmt. Ausserdem werden in elf Vitrinen Scenen aus dem Leben im Laufe der Geschichte und Volkstraditionen in Keramik dargestellt. Unter anderem stelllen sie Marktscenen, die Prozession von Sankt Antonio, die Olivenernte, die Weinlese und der Keller, der Überfall der Sarazener auf die Burg Barbarossa, der Hafen und die Boote von Marina Grande, villa Jovis, die Grotta Azurra und unzählige Figuren in traditionellen Kostümen dar.
Doch jegliche Beschreibung zeigt Ihnen nicht die Wirklichkeit. Bummeln Sie durch die engen Gassen, sehen Sie sich die Kirchen, Klöster und Gärten selbst an, geniessen Sie die Düfte der Natur oder der mediterranen Gastronomie. Lassen Sie sich durch enge Gassen zu überraschenden Ausblicken wie im borgo delle Boffe, der sich um den kleinen Platz slargo delle Ficcaciate gebildet hat, führen. Hier haben die Häuser immer noch die grossen Torbögen und Pavillions des 17. Jahrhunderts. Seit 1923 wird in der ersten Woche des Septembers die Settembrata gefeiert. Diese Wein-Kirchweih der Anacapreser feiert die Weinlese Umzügen mit Karren und traditionellen Kostümen mit Musik und Tanz und köstlichen Banketten. Feriengäste und Anacapreser feiern schon jetzt das Wiedersehen im nächsten Sommer.
24/5/2006