Statistiche



Islam in Neapel
von Jeff Matthews frei übersetzt von Daniele Friedrich D'Anna
Islam in Neapel 2Bis zu den 70er Jahren war die Anzahl der Moslems statistisch gesehen unbedeutend. Es handelte sich hauptsächlich um Studenten, Diplomaten und Geschäftsleute die aus Staaten mit islamischen Glauben kamen. Sie stammten aus kleinen feststehenden oder auch sich immer wieder ändernden Gruppen. Die Moslems kamen und allmählich blieben immer mehr in Italien. Es gab keine feststehenden islamischen Gruppen in Italien und natürlich auch keine Moscheen, keine islamischen Kulturzentren oder andere Treffpunktmöglichkeiten.

Diese Situation hat sich sehr in den letzten Jahrzehnten geändert. Die Anzahl an Moslems ändert sich je nach der Quelle der Information und nach der konservativsten gäbe es ungefähr 500 000 Moslems in Italien und mehr als 400 Moscheen und Kulturzentren. Die erste Moschee wurde 1980 in Sizilien geöffnet und die grösste wurde 1995 in Rom, finanziert von Saudi Arabien, geöffnet. Der Islam ist die zweitgrösste Religionsgemeinschaft in Italien geworden. Der Bau der islamischen Gebäude ist das Ergebnis der grossen Einwanderungswelle, die das Land in den letzten 15 Jahren getroffen hat.

Das Bild der Einwanderer hat sich geändert. Heutzutage handelt es sich um verzweifelte Einwanderer, die Arbeit suchen; manche haben einen ausgebildeten Beruf und andere sind politische Flüchtlinge (die fälschlich nicht zurückgesendet wurden). Die Einwanderer stammen hauptsächlich aus nordafrikanischen Staaten wie Marokko, Algerien und Tunesien und eine grosser Teil kommt aus dem Balkan, aus Lybien, Sri Lanka, Somalien und aus Nahost. Sie kamen legal oder illegal mit der Hoffnung, eine offizielle Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen und haben Italien ausgesucht, um hier ihre Zukunft aufzubauen. Die meisten suchen Arbeit im Norden, da dort mehr Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, wie auch die Süditaliener. Viele suchen aber auch Arbeit im Süden, hauptsächlich gibt es Landarbeit und auch Hausarbeit (Arbeiten, die die Italiener nicht ausführen wollen).

In Neapel befindet sich eine Moschee in der Nähe von Piazza Mercato. Hier praktizieren ca. 5 000 Moslems ihren Glauben, wie es in dem Buch L’Islam a Napoli beschrieben wird. Sehr interessant ist, dass eine Gruppe von ungefähr 100 Einbewohnern des katholischen Glaubens haben sich zum islamischen Glauben bekannt. Unter diesen befindet sich auch der Autor dieses Buches, Hamza Massimiliano Boccolini, der sein Doktorat im Zentrum für arabische und islamische Kulturstudien in der Universität L’Orientale von Neapel, das bedeutendste Zentrum für arabische Kulturstudien in Italien, absolviert hat.

Boccolini ist auch der Verantwortliche für das islamische Kulturzentrum, Zayd Ibn Thabit Association, die im Jahre 1997 gegründet wurde. Diese spielt eine wichtige soziale Rolle im Leben der neapoltanischen Moslems: Sie begrüsst Neuankömmlinge, vermittelt Italienischkurse, sorgt für gesetzliche und ärztliche Hilfe und Arbeitern, die nur kurzzeitig da sind, werden mit sanitären Artikeln versorgt. Kurzum, sie hilft den Moslems, den Start in Neapel so leicht wie möglich zu machen. Die Tatsache, dass diese Organisation eine eigene Struktur hat und gut organisiert ist, bringt dem christlichen Nachbarn Sicherheit. So dass, wenn ein paar Hundert gläubige Mitglieder an ihrem Freitag beten, stellt es kein besonderes Vorkommnis dar. Es handelt sich nur um ihre Nachbar, Angehörige einer anderen Religion, die ihre Gebete sprechen.

Daran kann man doch nichts Unrechtes finden, oder?
21/5/2006