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Die militärschule Nunziatella
von Daniele Friedrich D'Anna
StemmaIn Neapel befindet sich eine der ältesten Militärakademien der Welt: Die Militärschule „Nunziatella“, eine Eliteschule, die jugendliche Jungen in Männer verwandelt.
In der Zukunft könnte sie sogar die erste europäische Militärschule werden.

Die Schule wurde im Jahre 1787 von General Giuseppe Parisi unter der Schirmherrschaft von König Ferdinand IV gegründet.
Einst wurde sie königliche Akademie genannt und war die Bildungsschule für die Söhne der Adeligen. Aus dieser Schule sollten hohe Offiziere der königlichen Armee herangezogen werden.
Heute öffnet die Eliteschule Italiens allen ihre Türen und könnte in der Zukunft nicht nur Italienern, sondern auch für die Jungen aus anderen europäischen Ländern das Zentrum der europäischen Jugendausbildung sein. Es handelt sich um ein Internat unter militärischer Aufsicht, in dem Jungen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren in einer hervorragenden militärischen und zivilen Ausbildung geschult werden.

Jedes Jahr versuchen ungefähr 1000 Jungen im Alter von 15 und 16 Jahren die äusserst schweren Aufnahmeprüfungen zu bestehen, um einer von den 70 neuen Schülern zu werden. Die am besten vorbereiteten beginnen Anfang September ihren dreijährigen Kurs und werden am Ende, nach dem Abitur, als Männer die Schule verlassen.
In diesen drei Jahren werden sie unter höchsten Druck gestellt und wer es schafft bis zum Ende durchzuhalten, wird auf die Schwierigkeiten des zivilen und militärischen Lebens vorbereitet sein.

Der Kurs wird in drei Einheiten aufgeteilt: die kulturelle Ausbildung (Schule), Sport und militärische Ausbildung.

Kulturelle Ausbildung
Die Schüler beenden die letzten drei Jahren des humanistischen oder wissenschaftlichen Gymnasiums (siehe Artikel: „Das italienische Schulsystem“) mit dem Abitur. Die sehr gute Ausbildung wird von ausgezeichneten Lehrern durchgeführt.

Sport
In den ersten sechs Monaten des ersten Jahres werden die Schüler viele Sportarten ausprobieren. Dann können sie sich für eine Sportart entscheiden. Oder es wird ihnen eine ausgesucht, in der sich besonders bewährt haben. Zwischen acht verschiedenen kann gewählt werden: Leichtathletik, Volleyball, Handball, Reiten, Segeln, Jujitsu (Kampfsportart), Schwimmen und Fechten.

Militärische Ausbildung
Nicht zu unterschätzen ist die militärische Ausbildung. Die Schüler werden marschieren, schiessen und kämpfen lernen. Jedes Jahr gehen alle in einen Sommer- und einen Winterkampus. Im ersten Jahr besteht der Winterkampus aus einem Repräsentierausflug nach Rom, wo vor wichtigen Leuten die guten Manieren bewiesen werden müssen. Der Sommerkampus des ersten und des zweiten Jahres ist gleicher Art: In den nördlichen italienischen Bergen werden die Schüler in das militärische Kriegstraining eingeführt. Der Winterkampus des zweiten Jahres findet in den Dolomiten oder anderen geeigneten Bergregionen statt, wo ihnen skifahren beigebracht wird.
Im letzten Jahr wird eine sogenannte Schnupperfahrt in die Offiziersakademien unternommen.

Am Ende des Kurses erhalten die Schüler eine besondere Ausbildung in englisch (Dank einer Reise von zwei Wochen nach Gross Britannien am Ende des zweiten Jahres) und eine Ausbildung in Informatik dank des europäischen Führerscheins für den Computer (E.C.D.L.).

Ausserdem gibt es verschiedene antike Bräuche, die die Schüler zusammenschweissen lassen.

Eine der offiziellen Traditionen ist der Eid der Republik. Während einer grossen Veranstaltung in Piazza Plebiscito (der bedeutendste Platz Neapels) schwören die Schüler vor den höchsten Persönlichkeiten Italiens, wie z.B. dem Presidenten der Republik und den höchsten militärischen Offizieren.

Ein anderer Brauch ist der Ausgang in historischer Uniform, es ist eine dunkelblaue Uniform mit silbernen Knöpfen, goldenem Dolch und hoher Kappe.

Aussergewöhnlich ist die Numerierung der Kurse, d.h. dass jedes Eintrittsjahr vom Gründungsjahr der Schule angefangen numeriert ist. Im Jahre 2005 fing der 218. Kurs an.
Nach drei Jahren endet er mit dem sogenannten ballo Mak ?. Es handelt sich um einen Abiturball besonderer Art: In den Innenhöfen des antiken Komplexes werden in dem einen Hof die schön geschmückten Tische für das Galaessen aufgestellt, in dem anderen werden kleine Tische mit Sitzgelegenheiten rund um einen Tanzboden aufgereiht. Zu dieser Gelegenheit werden die Debütantinnen in einem Ball vorgestellt. Alle Gäste erscheinen in Ballrobe und die Offiziere glänzen in ihren Galauniformen.

Nach dem Abitur können die Schüler entscheiden, ob sie ihre Karriere im militärischen Bereich weiter ausbauen oder das Militär verlassen möchten und einen zivilen Beruf an der Universität erlernen wollen.
Die „Nunziatella“ bleibt den Schülern im Herzen und wird sie für das ganze Leben begleiten. Alle ehemaligen Schüler bleiben durch diese Erfahrung für immer miteinander verbunden.
23/5/2006