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Acht Statuen, acht Bildhauer
von Jeff Matthews frei übersetzt von Daniele Friedrich D'Anna
Einer der meist besichtigten Orte in Neapel ist Piazza Plebiscito. Ein großer öffentlicher Platz. Auf der einen Seite finden Sie die große Kirche San Francesco di Paola und genau gegenüber erblicken Sie das Königsschloss mit seiner Westfassade. In symmetrischer Anordnung stehen acht Statuen in voller Größe in eigenen Nischen. Jeweils vier links und rechts des Haupteinganges. Die Statuen stellen in chronologischer Reihenfolge die sieben Dynastien dar, die Neapel seit dem 12. bis zum 19. Jahrhundert regiert haben und außerdem eine Statue, die auf die eine Dynastie hinweist, die Italien regiert hat, angefangen von der Gründung des Königreiches Neapel bis zur modernen Nation Staat von Italien im Jahre 1861 und bis die Monarchie 1946 abgeschafft wurde. Die Statuen wurden auf Geheiß des König Umberto I. (Hubert I.) aufgestellt. Wenn Sie gegenüber den Statuen stehen, so sehen Sie von links nach rechts folgende:

Ruggiero II., der Normanne (regierte von 1130 – 1154)
Emilio Franceschi (1839 – 1890) aus Florenz stellte diese Skulptur hauptsächlich aus Holz her. Unter vielen anderen Objekten schmückte er mit einem hölzernen Geländer den Schornstein des Schiffes Tirrenia, das in Neapel gebaut wurde. Seine bedeutendste Schöpfung neben der von Ruggiero II. war das Monument des Königs Viktor Emanuel II. auf Piazza Municipio. Er skizzierte das Monument, starb aber dann und ließ sein Werk dann unvollendet.

Friedrich II. von Hohenstaufen (regierte von 1211 – 1250)
Der große Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Die Skulptur wurde von Emanuele Caggiano (1837 – 1905) geschaffen. Caggiano, geboren in Benevento, war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einer der wichtigsten Bildhauer, die in Neapel arbeiteten. Er unterrichtete Bildhauerei an der königlichen Kunstakademie von Neapel ab 1878. Neben dem Porträt Friedrich II. gibt es ein weiteres sehr bekanntes Werk von ihm, „Die Tugend der Märtyrer“ (la virtù dei martiri). Es befindet sich oben auf der Säule auf der Piazza Martiri (Märtyrerplatz).

Alfons von Aragon (regierte von 1442 – 1458)
Geschaffen von Achille D’Orsi (1845 -1929). D’Orsi war der Sohn eines kleinen Landbesitzers und trat in die königliche Akademie der Schönen Künste im Jahre 1857 ein. Sein Hauptinteresse galt dem Realismus und anderen Stilrichtungen und weniger dem der Statue des Alfons von Aragon. Seine bemerkenswerten Werke sind
eine frühe Tonarbeit „Der verwundete Soldat Garibaldi’s“, später „Die Parasiten“ (ein Porträt des betrunkenen römischen ausgelassenen Festteilnehmers) und „Proximus tuus“ , eine lebensgroße Statue eines erschöpften Arbeiters. Ein Werk, das oft im späten 19. Jahrhundert in der Propaganda der Sozialisten reichlich reproduziert wurde. D’Orsi schuf außerdem die bekannte Bronzestatue von Umberto I. in der Via Nazario Sauro in Neapel.

Karl V. (regierte von 1520 – 1558)
Bildhauer Vincenzo Gemito (1852 – 1929). Gemito war ein Exzentriker von hauptsächlich Dickens-Ursprungs, da er als Kind in dem berühmten Waisenheim Annunziata ausgesetzt wurde. Später, nach der Adoption, arbeitete er als Maler- und Bildhauerlehrling und im Alter von zwölf Jahren wurde er in der königlichen Akademie der Schönen Künste von Neapel aufgenommen. Neben der Statue Karls V. ist er sehr bekannt für  sein Werk aus Ton „Der Spieler“, gefertigt als er 16 Jahre alt war. Erfolgreich stellte er in Paris aus (bemerkenswert „Der neapolitanische Fischerjunge“). Nach Neapel zurückgekehrt, gründete er seine eigene Gießerei, um die Kunst der Renaissance im Wachsprozess für den Bronzeguß wieder aufzunehmen. Er verbrachte viele Jahre in einer Irrenanstalt und wurde jedoch später wieder seiner Arbeit zurückgeführt.

Karl III. (regierte von 1734 – 1759)
Bildhauer Raffaele Belliazzi (1835 – 1917). Belliazzi war unter den Bildhauern der Realisten der Spät-Vereinigung Italiens bekannt. Viele der Bildhauer Neapels, die zu der so genannten „Resina“-Schule gehörten, eröffneten ihre Werkstätten in dem ehemaligen Schloss in Portici (jetzt ein Teil der landwirtschaftlichen Abteilung der Universität von Neapel). Außer der Statue Karls III., schuf  Belliazzi ein Monument zu Ehren des Umberto I., um an den Besuch in Neapel dieses Monarchen während der Cholera-Epidemie im Jahre 1884 zu erinnern. Die Skulptur wurde aus vulkanischem Fels geschaffen und befindet sich im Bezirk Sanità in der Nähe von der Ronda di Capodimonte.

Murat (regierte von 1808 – 1815)
Bildhauer Giovanni Battista Amendola (1848 – 1887). Amendola war aus Sarno und studierte in Neapel in der königlichen Akademie der Schönen Künste. Außer der Statue des Murat schuf er in Neapel die Büste des Architekten Enrico Alvino, die sich in der Villa Comunale (Stadtpark) befindet. Im nahen Salerno befindet sich sein Werk „Der sterbende Pergolesi“ im Opernhaus. Er zog nach England und einige seiner Werke wurden dort bestellt und blieben bis zum heutigen Tage im Lande, einschließlich einer sehr bekannten Bronze einer nachdenklichen Frau betitelt „Der dominante Gedanke“ und eine beeindruckende 21 Zoll hohe Bronze eines jungen Paares, betitelt „Verheiratet“.

Viktor Emanuel II. (regierte von 1861 – 1878)
Bildhauer Francesco Jerace (1854 – 1937). Dieser Maler und Bildhauer kam aus Kalabrien, um die königliche Akademie der Schönen Künste zu besuchen. Er schuf nicht nur die Statue des ersten Königs des vereinten Italiens, sondern ist viel bekannter für seinen Beitrag zum Nationalmonument des Königs Viktor Emanuel II. in Rom, einer Gruppenstatue genannt „Die Aktion“. Ein eher unbekanntes Werk von ihm ist die Statue von Beethoven, die im Innenhof vom Konservatorium in Neapel aufgestellt ist. Er schuf eine große Anzahl von Skulpturen berühmter Literaten und Politiker damaliger Zeit einschließlich Carducci und König Umberto I. Die Skulpturen befinden sich vielerorts in und außerhalb Italiens. Das Museum in Polistena, dem Geburtsort von Francesco Jerace, ist nach ihm benannt worden.

Volkstümliche Erzählung
Sobald diese Statuen aufgestellt waren, prägten örtliche Spaßvögel kräftige vulgäre Ausdrucksweisen in Dialektform und schoben sie in den Mund der Monarchen, so als redeten die vier rechten Statuen miteinander:

Karl V. zeigt beschuldigend mit seiner rechten Hand auf den Boden und fragt: „Chi ha pisciato cca ’n terra?!“ („Wer hat hier auf den Boden gepisst?!“)

Karl III. ganz von oben herab sehen sagt: „Ma guarda che fetienti...“ („Also schau, diese Schweine...“)

Murat drückt seine Hand melodramatisch gegen seine Brust in ein „Chi, moi?“, eine Geste die sagt: „Giuro ca nun song stat’ io!“ („Ich schwöre, ich war es nicht!“)

Viktor Emanuel II. sagt mit hoch erhobenem Schwert: „Si scopro chi è stato, ce tagl’ ò pesce!“ („Wenn ich herausfinde, wer es war, dem schneide ich den Schwanz ab!“)
7/4/2009
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